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Wie Unternehmen mit KI und Kameras erneuerbare Energien effizienter nutzen

Ein grauer Morgen in Südhessen. Die ersten Sonnenstrahlen kämpfen sich durch einen wabernden Schleier aus Wolken. Hoch oben, auf dem Dach eines Gebäudes, surrt leise eine Kamera. Sie ist nicht da, um Menschen zu überwachen, sondern Wolken. Genauer gesagt: ihren Lauf, ihre Struktur und die Veränderungen, die sie in sich tragen. Denn hier, zwischen Wetterdaten, Photovoltaik-Modulen und Algorithmen, spielt sich ein kleiner Teil der Energiewende ab.

Die Kamera gehört zu einem Forschungssystem der WiriTec GmbH, einem Spezialisten für Energiemanagementlösungen. Ziel ist es, dass Unternehmen ihre Produktionsprozesse besser auf die schwankende Verfügbarkeit erneuerbarer Energiequellen abstimmen können. Dahinter steckt vor allem ein wirtschaftliches und ökologisches Bedürfnis.

Das Problem mit dem perfekten Zeitpunkt

Solarstrom ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern Realität auf unzähligen Dächern von Unternehmen. Doch so sauber diese Energie auch ist, lässt sie sich nicht auf Knopfdruck bestellen. Wenn die Sonne scheint, fließt Strom. Wenn Wolken aufziehen, versiegt die Quelle. Für Unternehmen, die auf einen kontinuierlichen Betrieb angewiesen sind, ist das ein Problem.

„Wir haben in Deutschland das Paradoxon, dass wir an sonnigen Tagen oft mehr Strom erzeugen, als wir verbrauchen können, und an anderen Tagen kaum genug“, erklärt Adrian Merkel, Geschäftsführer der WiriTec GmbH. Das führt dazu, dass wertvolle Energie ungenutzt bleibt oder teuer zwischengespeichert werden muss. Produktionsprozesse lassen sich aber nur dann flexibel daran anpassen, wenn man weiß, wann wie viel Strom verfügbar sein wird.

Künstliche Intelligenz trifft Wetterforschung

Hier kommt die innovative Lösung von WiriTec ins Spiel. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wird eine Art kurzfristige Wettervorhersage speziell für Solarstrom mithilfe von Himmelskameras, lokalen Wetterstationen und ausgeklügelten KI-Algorithmen erstellt. Die Kameras erfassen in kurzen Intervallen das Himmelsbild. Die Software analysiert daraus Bewegungsmuster von Wolken, Lichtintensität und weitere Parameter. Ergänzt wird das Ganze durch klassische Wetterdaten, wie etwa Windrichtung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Daraus entsteht für die nächsten Stunden oder sogar Minuten ein präzises Bild der zu erwartenden Solarstromproduktion. Diese Informationen wiederum lassen sich direkt ins Energiemanagementsystem des Unternehmens einspeisen.

Vom Prognosemodell zur Entscheidungshilfe

Was zunächst abstrakt klingt, hat ganz konkrete Auswirkungen im Alltag eines Unternehmens. Wenn zum Beispiel klar ist, dass in 30 Minuten eine Phase mit hoher Sonneneinstrahlung beginnt, kann ein energieintensiver Prozess, etwa das Aufheizen einer Industrieanlage, gezielt auf diesen Zeitraum gelegt werden. Umgekehrt kann bei absehbar geringer Sonnenleistung rechtzeitig auf andere Energiequellen oder auf weniger energieintensive Prozesse umgeschaltet werden.

„Es geht darum, die eigenen Prozesse intelligenter zu machen – im Einklang mit den jeweils herrschenden Wetterbedingungen“, heißt es von WiriTec. In Zeiten steigender Energiepreise und wachsender Verantwortung für das Klima ein Ansatz, der nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich Sinn ergibt.

 

Bilder: WiriTec GmbH